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Regeln ohne Fundament

Eine weitere Ernüchterung folgte auf dem Fuß. Die praktische Umsetzung ernährungswissenschaftlicher Erkenntnisse, die im Wesentlichen der Nährstoffwissenschaft entspringen, schlägt sich bei uns in den „10 Regeln zur Gesunden Ernährung“, im Ernährungskreis und der Ernährungspyramide nieder. Sie sollen jedem Orientierung geben auf dem Weg zur gesünderen Ernährung.

Um prüfen zu können, ob dieser auch in den USA gültige Speiseplan tatsächlich umgesetzt wird, entwickelten dortige Experten den „Index für gesunde Ernährung”. Bis zu 100 Punkte kann derjenige sammeln, der täglich großzügige Portionen Brot, Nudeln, Gemüse und Obst verzehrt und sich bei allen anderen Nahrungsmitteln, insbesondere beim Fett, eher zurückhält.

Ist jeder gesammelte Punkt denn wirklich ein Pluspunkt für die Gesundheit? Eine Auswertung der beiden größten prospektiven Ernährungsstudien, der Nurses Health Study (Frauen) und der Health Professional Study, mit insgesamt 170.000 Probanden, die über einen 8-jährigen Zeitraum beobachtet wurden, war eher niederschmetternd. Egal, wie sich die Frauen ernährten, das Risiko, krank zu werden, änderte sich nicht, weder bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen noch bei Tumorentstehungen noch bei anderen Zivilisationskrankheiten. Bei den Männern ergab sich ein kleiner Unterschied: Mit steigender Punktzahl im Ernährungsindex sank das Krankheitsrisiko. Allerdings war auch dieser Effekt so minimal, dass die Autoren fordern, zukünftig solle die präventive Wirkung von Ernährungsregeln zuerst einmal evaluiert werden, bevor sie in die Gesundheitspolitik einfließe.